Resturlaub by Tommy Jaud

Resturlaub by Tommy Jaud

Autor:Tommy Jaud [Jaud, Tommy]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-11-08T23:00:00+00:00


»Ich . äh . ich ruf dich zurück!«, sage ich und muss dabei gegen die erneut aufgestiegenen Bomber der Alliierten anbrüllen.

»Was?«, höre ich Arne fragen.

»Ich ruf dich zurück!«, wiederhole ich etwas lauter.

»Ich versteh keinen Ton! Wo zum Teufel bist du denn? Im Krieg?«

»Ich - rufe - dich - zurrrrück!«, schreie ich ins Handy und klinge dabei fast ein bisschen wie Hitler.

»Okay! Bin ja nicht taub!«

Dann lege ich auf und erhebe mich unter den ebenso erschrockenen wie empörten Blicken der Kinobesucher aus meinem Sitz. Als ich so leise wie möglich in Richtung salida schleiche, bin ich mir ganz sicher: Der gesamte Saal hält mich für einen psychisch gestörten, deutschen Rechtsradikalen.

Ich trete hinaus in die lärmende und hell erleuchtete Avenida Corrientes. Eine hupende Lawine aus schwarz-gelben Taxis und verbeulten Kleinwagen schiebt sich mühsam die Straße hoch. Ich gehe in einen hell erleuchteten Imbiss direkt neben dem Kino und lasse mich in einen Plastikstuhl gleiten.

Ich bin aufgeflogen!

Herzlichen Glückwunsch! Jämmerliche zwei Tage hab ich meine Flucht geheim halten können. Ich atme dreimal tief durch und wähle Arnes Nummer.

»Ich bin's. Der Pidschi!« »Mannmannmann!«

Ich erzähle Arne alles bis ins kleinste Detail. Arne ist schlichtweg fassungslos. So fassungslos, dass ich manche Fragen mehrfach beantworten muss.

»Und Biene hat von allem keinen blassen Schimmer?« »Keiner hat von irgendwas einen Schimmer. Nur wir beide!« »Mann, Mann, Mann«, stöhnt Arne. »Ja«, seufze ich, »so sieht's aus. Es ging nicht mehr!« »Aber das mit deinem Brief«, ächzt Arne, »ich weiß nicht. Also ich möchte so einen Brief nicht bekommen.«

»Keiner will so einen Brief bekommen, Arne. Aber irgendwie muss ich es ihr ja sagen.«

Mein Kellner sitzt einige Meter vor mir mit einem Espresso an der Bar und schaut mich mit so sorgenvoller Miene an, als verstünde er jedes Wort.

»Ihr hättet ja vielleicht mal eine Pause machen können«, schlägt Arne vor, »ich meine, warum hast du Biene das nicht alles so gesagt wie mir eben?«

»Weil es nie der richtige Zeitpunkt war. Weil ich nicht sehen kann, wie sie weint. Weil ich ihr nicht wehtun will!«

»Mhhh.«

»Kannst du mir einen Gefallen tun?« »Was?«

»Wenn Jason, Checko oder Biene aus Mallorca anrufen . Sagst du dann, dass ich in Bamberg bin? Dass wir gerade ein

Bier getrunken haben im Seppelpeter's oder so?« »Mann, Mann, Mann! Da verlangst du was!« »Danke!«

»Aber ich würde viel lieber wirklich mit dir ein Bier trinken. Also in echt.« »Das würde ich auch gerne!«

»Dann komm zurück!« fordert Arne, »ich meine, noch hat's doch keiner mitbekommen.« »Komm du doch nach Argentinien!«

»Was will ich denn da? Nein, mein Gutster . DU kommst zurück!« »Es geht nicht, Arne.« »Warum?«

»Es geht nicht, weil ... ich's einfach nicht machen kann!«

»Hey!«, lacht Arne, »die fränkische Argumentationskette.«

»Ich muss jetzt Schluss machen. Hast du das Schild an den Bastelbären gehängt?«

»Hab ich!«

»Danke, bist 'n echter Freund! Also ... mach's gut!« Ich habe schon fast aufgelegt, da höre ich Arne seufzen: »Pitschi, ich finde, du solltest Biene das alles sagen!« »Ich melde mich!« »Wirklich, Pitschi!!!«

Ich lege auf, zahle meine drei Espressi und laufe fast eine Stunde lang orientierungslos durch die Rushhour. Mit meinem verwaschenen Blick,



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